Hat man größeren Respekt vor dem Wissen eines Handwerkers, wenn man selbst einer ist?
Gehen Sie bei der Planung in den Diskurs?
Projekte, bei denen das möglich ist, sind mir die liebsten. Es funktioniert aber nur, wenn man nicht mit festen Vorstellungen auf die Baustelle kommt. Am liebsten entwickeln wir mit dem Büro Detaillösungen im direkten Austausch. Wenn man sich aufeinander einlässt, kann man gemeinsam konstruktiv und gestalterisch gute Lösungen entwickeln. Bei den Forschungshäusern beispielsweise haben wir das erste Mal ein Dämmbetonhaus ohne Bewehrung gebaut oder einen gemauerten Segmentbogen umgesetzt, der aus dem gleichen Stein ist wie die Wand. Da hat dann der Maurer den Wandstein in vier Teile geteilt und sich überlegt, wie das Auflager funktioniert – so sind die Häuser auch auf der Baustelle im Kollektiv entstanden. Wenn man sich das Neuland gemeinsam erfolgreich erschließt, ist es für alle eine gute Erfahrung.
Die Forschungshäuser sind Teil Ihres Projekts „Einfach Bauen“. Worum geht es hier?
Obwohl wir uns als Architekturbüro immer bemüht haben, gute Energiekonzepte umzusetzen und verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen, haben wir gemerkt: Eigentlich läuft das nicht in die richtige Richtung. Weil die Häuser viel zu technisch und komplex sind, sind sie anfällig oder funktionieren nicht so wie eigentlich geplant. Wir wollten dieser Entwicklung Häuser entgegensetzen, die sich auf ihre historische Typologie und Architektur besinnen. Mit Kollegen von der TU München, wie Thomas Auer, haben wir ein Forschungsprojekt initiiert. Dabei hatten wir das Ziel, die Ergebnisse auch in der Realität zu überprüfen. Ein dicker Forschungsbericht, der irgendwo auf einem Server lagert, hat keine Schlagkraft. Ein realisiertes Gebäude, das man sich anschauen kann oder mit dessen Bewohnern man sprechen kann, hingegen schon.
Wie haben Sie die Konstruktionsthemen für die Häuser definiert?
Die wichtigsten drei Materialien für den Wohnungsbau sind Beton, Mauerwerk und Holz. Wir haben uns also diese drei Materialien vorgenommen und uns überlegt: Wie kann man so einfach und sortenrein wie möglich bauen? Und uns grundlegende Fragen gestellt: Was macht eigentlich einen guten Wohnraum aus? Im Sommer sollte er nicht überhitzen, im Winter wenig Energie zum Heizen brauchen und trotzdem ganzjährig gut belichtet sein. Wir haben Raumgeometrien untersucht, Referenzjahre simuliert – und am Ende hat sich relativ deutlich ergeben, dass der leistungsfähigste Raum mit drei mal sechs Metern Grundfläche und 3,30 Metern Raumhöhe eigentlich den klassischen Altbau-Zimmern gleicht.