Der Garten ist ein Mikrokosmos, immer im Wandel und für viele ein Ruherefugium im hektischen Alltag. Christoph Zafer Gökmer liebt seinen Beruf genau wegen dieser Qualitäten. Mit seinem Betrieb für Garten- und Landschaftsbau realisiert Gökmen Grünflächen vom kleinen Privatgarten bis zum umfangreichen Großprojekt, wie die Außenräume im Dorfquartier Tannenhof in Bad Feilnbach. Im Gespräch erzählt er, wie man alte Bäume versetzt, Insekten einlädt und das ganze Jahr über für blühende Landschaften sorgt. 

Christoph Zafer Gökmen

Warum bist du Gärtner geworden?

Irgendwo in der Fabrik oder in einem Büro zu arbeiten ist für mich nie infrage gekommen. Ich wollte draußen sein. Mein Vater hatte einen Gartenbaubetrieb und als ich noch zur Schule ging, habe ich dort in den Ferien gearbeitet. Das war für mich wichtiger als Freizeit. Die Bagger, Radlader und Lkws haben mich immer fasziniert. 2015 habe ich mein eigenes Unternehmen gegründet.

 

Da warst du gerade erst 24 Jahre alt. Warum bist du so früh einen so mutigen Schritt gegangen?

Ich wollte gestalten. Für mich war die kreative Arbeit ein Antrieb, um den Beruf überhaupt zu ergreifen. Nur: Wenn man in einem Betrieb arbeitet, führt man immer die Planungen anderer aus. Deshalb habe ich mich schnell selbstständig gemacht, um kreative Entscheidungen treffen zu können. Am Anfang habe ich Gärten im Freundeskreis gestaltet. Die haben mich schnell weiterempfohlen, und schon nach einigen Wochen konnte ich meinen ersten Mitarbeiter einstellen. Er arbeitet auch heute noch mit mir! (lacht).

 

Ist es wichtig, Kindern Wissen über die Natur zu vermitteln?

Viele Stadtkinder können nicht einmal Buchen und Linden auseinanderhalten. Ich habe selbst zwei Kinder und beobachte immer wieder, wie interessiert sie an allem sind und wie sie die Dinge, die ihnen erklärt werden, aufsaugen. Wenn mein Sohn Zeit hat, will er oft mit mir rauskommen. Das ist nicht nur für ihn spannend, sondern auch für mich. Kinder stellen oft sehr kluge Fragen und ich denke dann: Warum habe ich mich das noch nie gefragt?

Anders als bei der Architektur ist ein Garten nicht statisch. Wie gehst du mit dem Faktor Zeit um?

Anders als viele andere Gartenbaubetriebe, bei denen der Garten sich erst einmal „einwachsen“ muss, bin ich darauf spezialisiert, auch einen vollendeten Zustand zu liefern. Das erfordert viel Fachwissen. Denn große Gehölze, die teilweise schon zwanzig Jahre an ihrem Standort wachsen und sich an ihre Bedingungen gewöhnt haben, sind schwer zu versetzen. Die müssen gut behandelt werden und im Nachgang beobachtet und betreut.

 

Wenn du für ein Grundstück einen Garten entwirfst, worauf achtest du?

Die lokale Architektur ist wichtig, aber auch die Landschaft und das Milieu. Und dann natürlich die Vorstellungen desjenigen, der den Garten nutzt. Soll er mediterran werden, einem japanischen Stil folgen oder ganz natürlich aussehen? Hier auf dem Land gibt es viele Holzhäuser, daher versuche ich bewusst mit regionalen Gehölzen zu arbeiten. Gleichzeitig schaue ich mir den Boden und den pH-Wert an, den Sonnenstand und die Verschattung.

 

Wie plant man einen guten Garten für alle Jahreszeiten?

Ich setze verschiedene Pflanzen so ein, dass sich die Blütezeit möglichst lang streckt. Dann ist vom Frühjahr bis zum Herbst immer irgendwo etwas los. Für den Winter plane ich Gräser ein, die grün bleiben.

 

Gibt es Projekte, die dir besonders viel Spaß machen?

Ich mag Aufgaben, die etwas ausgefallener sind. Schwimmteiche sind wegen der Wasserqualität eine besondere Herausforderung. Hier verändert sich durch den Klimawandel viel. Weil das Wasser immer wärmer wird, muss den Algen entgegengesteuert werden. Gleichzeitig wachsen viele Pflanzen nicht mehr, die für die Filterfunktion wichtig sind.

 

Wie wirkt sich der Klimawandel denn generell auf deine Arbeit aus?

Wir sind mit vielen Wetterextremen konfrontiert. Früher sind wir alle zehn Jahre für die Sturmschäden ausgerückt, jetzt treten solche Ereignisse dreimal im Jahr auf. Im Frühjahr gab es unvermittelt so viel Schnee, dass einige Bäume die Last nicht mehr tragen konnten.

 

Wie reagieren die heimischen Baumarten auf die klimatischen Veränderungen?

Einige Bäume sind sehr tolerant, wie etwa der Feldahorn. Grob kann man sagen, dass natürlich die Bäume, die viel Feuchtigkeit brauchen und ein starkes Blattwerk haben, wie Eichen und Buchen, Probleme haben. Es werden aktuell aber auch Arten gezüchtet, die widerstandsfähiger werden. Die sind quasi noch in der Probezeit, aber das sieht vielversprechend aus.

Beim Versetzen großer Bäume braucht Christoph Zafer Gökmen nicht nur einen gut ausgestatteten ­Maschinenpark, sondern auch viel Fingerspitzen­gefühl.
Franz Stachler, Bauleitung für die Außenanlagen

Der Garten ist auch ein Lebensraum für Tiere. Wie planst du für diese Gartennutzer mit?

Lange haben sich Kunden aufgeräumte Gärten gewünscht und sie regelmäßig vom Laub befreit. Mittlerweile gibt es mehr Akzeptanz dafür, Igeln mal einen Laubhaufen liegen zu lassen. Es ist auch gut, Sträucher im Herbst nicht gleich zu beschneiden und übrig gebliebenes Obst hängen zu lassen, weil es eine Nahrungsquelle für Vögel ist.

 

Du hast dich dein ganzes Leben lang mit Gärten ­beschäftigt. Gibt es bestimmte Trends, Dinge, auf die die Menschen heute mehr Wert legen als früher?

Es wird viel mehr über den Garten als Habitat reflektiert. Man stellt sich die Frage, wie man Insekten einlädt. Auch die Bodenversiegelung hat abgenommen. Weil es vielen Gartenbesitzern beim großflächigen Pflastern vor allem um den Pflegeaufwand geht, schlagen wir gern Alternativen vor, die beides erlauben: einen Garten, der nicht intensiv betreut werden muss, aber auch ein guter Lebensraum für die Fauna ist. Und in den stadtnäheren Gärten bauen die Menschen ­mittlerweile auch vermehrt Gemüse und Kräuter an, pflegen Nutzgärten oder züchten Bienen. 

 

Worauf schaust du, wenn du in einen öffentlichen Park oder fremden Garten gehst?

Ich achte immer ganz genau auf die Pflanzen, ob im Park oder in der Wildnis. Ist ein Baum einseitig gewachsen, dann analysiere ich sofort, warum er Probleme am Standort hat. Auf geplanten Flächen gibt es Momente, in denen man Murks entdeckt. Wenn beispielsweise Bäume am falschen Standort gepflanzt wurden oder zu nah beieinanderstehen. Das enttäuscht mich richtig­gehend.

 

Was sind den die schönsten Momente im Leben eines Gartenbauers?

Ich wollte lange Koch werden. Aber mich hat am Beruf des Gärtners die Nachhaltigkeit der Projekte fasziniert. Wenn ich Jahre, nachdem ich in einem Garten gearbeitet habe, immer noch sehen kann, wie alles blüht und miteinander funktioniert, dann macht mich das sehr glücklich. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Gutes hinterlasse. Als Gärtner prägt man auf eine sehr schöne Weise die Welt, in der man lebt. 

Damit ein Baum am neuen Standort gut einwächst, braucht er bestimmte Parameter. Christoph Zafer ­Gökmen kennt die ­richtige Jahreszeit, das passende Pflanzsubstrat, den korrekten Pflanzschnitt und stimmt die Düngearbeit ab.