Die Kunstmühle war als baufälliges Ensemble kein einfaches Einstiegsprojekt. Warum haben Sie sich dennoch dafür entschieden?
Wir haben vorher immer nur Neues gebaut. Ein denkmalgeschütztes und verfallenes Gebäude wirkte auf mich nicht unmittelbar attraktiv. Wir konnten dann aber eine Idee für den neuen Ort entwickeln, denn diese Gebäude sind voller Geschichte. Bei einer Begehung haben wir die Markierungen gefunden, die die Schreiner 1860 hinterlassen haben, als sie den Dachstuhl gebaut haben. In den Wänden waren alte Schraublöcher und Einkerbungen und wir haben historische Fotos entdeckt. Ich hatte das Gefühl, dass die Mauern und Materialien mit einem sprechen. Das hat mich sehr eingenommen. Weil es auch gezeigt hat: Erst die Geschichte eines Gebäudes macht es zum Wahrzeichen – und deshalb wert, es einer neuen Nutzung zuzuführen.
Wie waren die Reaktionen auf Ihren Plan, die Kunstmühle zu modernisieren?
Einige Rosenheimer hätten sich gewünscht, dass die Kunstmühle abgerissen wird. Denn die Wohnbebauung reichte damals schon bis an die Grundstücksgrenzen. Und so hat man eben angenommen, dass alles dem Erdboden gleichgemacht wird und auch hier möglichst dicht Neubauten entstehen. Da hat das Landesamt für Denkmalpflege nicht mitgespielt und die Kunstmühle unter Schutz gestellt. Und wir haben uns mit dem Verstand und mit dem Herzen bemüht, das Gebäude zu erhalten und auch öffentlich zugänglich zu machen – etwa indem wir das ganze Erdgeschoss zu einer Gaststätte gemacht haben.
Was für ein Nutzungskonzept haben Sie vorgesehen?
Es war klar, dass die Kunstmühle ein Gewerbe- und kein Wohnprojekt ist. Es wäre auch nicht anders gegangen. Wenn man sich die Fensterflächen im Verhältnis zu den Raumflächen ansieht, dann reicht es nicht zum Wohnen. Außerdem hatten wir entschieden, dass wir die Kunstmühle nach der Modernisierung behalten und vermieten wollten. Mit den zukünftigen Nutzern haben wir uns über ihre Wünsche unterhalten. Es wurde darauf geachtet, dass wir insgesamt einen Ort schaffen, der als Adresse zur Visitenkarte werden kann. Heute sieht man, dass es gut funktioniert hat. Von den ansässigen Unternehmen bekommen wir das Feedback, dass die Kunstmühle nicht nur ein prägnanter Ort in Rosenheim ist, sondern dass sie auch stolz sind, an einem so repräsentativen Standort zu sitzen. Einige unserer Mieter sind Mieter der ersten Stunde.