Ein weiteres, von der Gemeinde initiiertes Projekt ist der Kirchenwirt im Ortsteil Steinebach, östlich des Sees. Lange stand das 1904 gebaute und mittlerweile sanierungsbedürftige Haus leer. Für das strategisch gut, weil direkt an einer Kreuzung im historischen Ortskern gelegene Grundstück interessierten sich immer wieder Investoren. „Viele, die bei uns vorstellig wurden, hatten eine konkrete Gewinnerwartung und wollten den Abriss. Irgendwann ist uns klar geworden: Wenn wir das Wirtshaus erhalten wollen und so auch die Ortsmitte stärken, dann müssen wir selber ran“, berichtet Muggenthal.
Als das Grundstück samt Kirchenwirt zur Veräußerung steht, nimmt der Gemeinderat sein Vorkaufsrecht wahr. Heute entstehen hier zwei neue Gebäude mit bezahlbarem Wohnraum, Veranstaltungsfäche und Gewerbe. Gemeinsam mit dem modernisierten und neu verpachteten Gasthaus wird alles zu einem vitalen Ensemble, das auch architektonisch eine zum Dorf passende Sprache spricht: Die beiden neuen Bauten wurden in Holzbauweise errichtet und antworten auf die lokale Bestandsarchitektur. „Wir haben darauf geachtet, dass die beiden neuen Gebäude dem Altbau nicht die Schau stehlen, und deshalb auf einen dörflichen Baustil gesetzt, der modern weitergedacht wurde und sich auch von der Höhe her gut einfügt.“
Unweit vom neuen Supermarkt ist in Wörthsee mittlerweile auch ein genossenschaftliches Wohnprojekt in Kooperation mit der Münchner Wogeno in Planung. Es soll ein lebendiger Ort für alle Generationen werden. Angelehnt an die Struktur zweier miteinander verwobener Vierseithöfe, sehen die Pläne von Hirner & Riehl Architekten 50 bis 70 Wohnungen mit Gemeinschaftsfächen, Gärten und Coworking-Möglichkeiten vor.
Viele der Wörthseer Bürger haben sich bereits als zukünftige Mieter angemeldet, junge Familien, aber auch Senioren. „Da ist das Haus zu groß geworden und der Garten zu anstrengend. Sie wollen aber in ihrem Dorf bleiben. Wenn sie vor Ort umziehen und ihr Haus den Kindern übergeben oder vermieten, entsteht Bewegung im Dorf“, resümiert Christel Muggenthal. Diese Bewegung schiebt viele Dinge in der Gemeinde in die richtige Richtung; schafft belebte innerörtliche Bereiche, Infrastruktur und adäquaten Wohnraum. Planungen und Projekte werden nachhaltig gedacht, im ökologischen, aber auch im entwicklungspolitischen Sinn.
––––––– Wörthsee will ein Ort für alle sein – und antwortet deshalb mit seinen städtebaulichen Projekten jetzt schon auf die Fragen der Zukunft. ––––––––––