2002 trat Peter Kloo den Bürgermeisterposten an, während zeitgleich der Denkmalschutz nach Kolbermoor schaute und die Besonderheit des Ensembles feststellte. Die Kombination aus Ziegelbau und Stahlbau ist Zeugnis der sich um die Jahrhundertwende verändernden Baukultur und deshalb bis heute spannend für Architekturinteressierte. Peter Kloo setzte sich für den Erhalt der großzügigen Industriebauten ein, suchte aber weiter nach sinnvollen Nutzungskonzepten. Bis er Klaus Werndl traf, der mit seinem Unternehmen Quest gerade die denkmalgeschützte Kunstmühle im nahen Rosenheim saniert hatte. „Ich fragte ihn, ob er nicht Interesse an dem Projekt hätte.“ Werndl hatte, und er wollte den Geist des Ortes, der schon immer Leben, Wohnen und Arbeiten verknüpft hat, wiederbeleben.
„Die Vision von Quest hat sich von den Ideen anderer Investoren abgehoben. Quest ging mit einer Philosophie an das Projekt.“
Zuerst wurden die historischen Bauten der Spinnerei revitalisiert. Es entstand ein vielschichtiges Nutzungsgefüge, das sich auf Kessel- und Turbinenhaus, Färberei, Batteursgebäude, Baumwollmagazin und Pförtnerhaus verteilt. Die Kolbermoorer finden hier Ladengeschäfte und Arztpraxen, Restaurants, die Akademie der Bildenden Künste, mehrere Veranstaltungsräume und Übernachtungsmöglichkeiten. Die Spinnerei ist zu einem kreativen Ort geworden, der heute gerade von seiner Weitläufigkeit profitiert. Er lässt den vielen unterschiedlichen Nutzern Luft. „Werden solche Orte zu eng geplant, entsteht oft Reibung“, erklärt Peter Kloo.
Aus diesem Grund wurde auch der Beschluss gefasst, den Park als Baufläche für weiteren Wohnraum zu nutzen. Das renommierte Büro Behnisch Architekten hat hier fünf sogenannte Y-Häuser geplant, die mit ihrer ungewöhnlichen Grundrissform und großen Balkonen in einen Dialog mit dem Grün gehen. „Wir haben die zugewachsene Grünanlage wieder öffentlich zugänglich gemacht – und ihre Qualität erhalten“, erläutert Peter Kloo.
Kolbermoor hat seine Vergangenheit in die Gegenwart geholt.