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Am Klosteranger gibt es sieben Mehrgenerationenhäuser mit jeweils zehn Wohnungen. In einer davon leben jetzt wir. Neben, über und um uns herum wohnt ein bunter Mix aus kleinen und großen Familien, Alleinstehenden und Pärchen. Man sagt doch, eine Generation entspricht ungefähr 25 Jahren – das heißt, mit unserem neugeborenen Kleinen sind wir jetzt vier Jahrgänge unter einem Dach, quasi ab Alter 0. Die Idee von Wohngemeinschaften wie unserer ist, dass Jung und Alt sich gegenseitig unterstützen. Als zum Beispiel das Paar im ersten Stock während des letzten Lockdowns sein zweites Kind bekam und als Simone gerade im Wochenbett lag, haben die Nachbarn uns frisch gewachsenen Familien mit Essen versorgt.
Der Zusammenhalt am Klosteranger ist aber nicht auf einzelne Häuser begrenzt. Es gibt eine WhatsApp-Gruppe, in der sich knapp hundert Leute aus dem gesamten Quartier organisieren – sei es, dass jemand einen Akkubohrer braucht, ein „Wine & Dine“ im Klostercafé stattfindet oder es ans Eingemachte geht wie vor zwei Monaten, als ein heftiger Hagel einige Keller geflutet hat. Gemeinsam wurde das Schlimmste schnell verhindert. Man kann sich hier immer aufeinander verlassen.
Ich dachte immer, ich sei ein Stadtmensch. Auch als ich etwas außerhalb, erst in Rosenheim, später in Unterföhring bei München gearbeitet habe, lag die Stadt für mich buchstäblich näher. Der Umzug zu Simone ins ländliche Sauerlach war seltsam. Dass es eine S-Bahn gab, hat mich damals etwas beruhigt. Nach zwei Jahren und nur vier Besuchen in München musste ich aber zugeben: Ich vermisse nichts. In Weyarn gibt es nicht mal einen Bahnhof. Trotzdem haben wir alles, was wir brauchen, und sogar mehr.